Ein eigenes Gemüsebeet oder Kräutergarten ist ein Familienprojekt, an dem alle über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten und jedes Mitglied seine eigenen Fähigkeiten einbringen kann. Und wie das auch ohne grünen Daumen und ohne eigenen Garten und als absolute:r Anfänger:in funktioniert, was sich für Fensterbank und Balkon eignet und welche Ausstattung zum Einstieg benötigt wird, erfahrt ihr hier:
Welche Pflanzen eignen sich?
Je nachdem, wie viel Platz man zur Verfügung hat, gibt es Sorten, die Kindern besonders Spaß machen: Wer klein anfangen möchte, startet mit Saatgut, mit dem Petersilie, Schnittlauch, Kresse und Basilikum in Töpfen auf der Fensterbank gezogen werden können. Sie wachsen schnell und können rasch geerntet und gegessen werden. Eine Tomatenernte vom Balkon fällt vielleicht nicht üppig aus, aber beobachten zu können, wie aus den Blüten Kugeln wachsen und wie sie ihre Farbe verändern weckt die Neugier. Ähnlich spannend und besonders lecker wird es, wenn man Johannis-, Heidel- oder Himbeeren naschen kann. Als zusätzliches Bastelprojekt können Schilder gemalt und in die Erde gesteckt werden, und in einem Tagebuch kann das Wachstum dokumentiert werden.
Für größere Beete empfiehlt es sich, Mischkulturen anzulegen, von denen auch die Insekten und Vögel und damit die ganze Umwelt etwas haben: Zwischen Feldsalat, Gurken, Radieschen und Möhren also unbedingt auch Ringel-, Sonnen- und andere Sommerblumen säen. Ganz wichtig: Chemische Gifte haben im Garten nichts zu suchen. Wer bei Neupflanzungen zu heimischen Pflanzen und Saatgut greift, hilft der heimischen Tierwelt. Weitere Tipps zum insektenfreundlichen Gärtnern gibt es auf bund.net/Garten.
Was muss angeschafft werden?
Wie viele Töpfe, Kästen, Balkon-Gewächshäuser oder Hochbeete man braucht, hängt zuerst vom Platz ab, den man zur Verfügung hat. Alles neu anzuschaffen kann große Löcher in den Geldbeutel reißen, aber auch mit wenig finanziellem Einsatz lässt sich viel erreichen. Alte Töpfe, leere Joghurtgläser und sogar leere Klopapierrollen können als Anzuchtschalen recycelt werden, mit einer Mini-Gießkanne können auch die Kleinsten Großes bewirken und mit der Spiel-Harke wird die Erde aufgelockert. Für Beerensträucher benötigt man Rankhilfen, aber auch die müssen nicht teuer im Baumarkt gekauft werden, sondern finden sich als heruntergefallene Äste und Zweige bestimmt beim Spaziergang im Park oder Wald. Vielleicht steht auch noch ein altes Lattenrost oder eine Holzleiter im Keller? Das wichtigste Werkzeug sind sowieso die eigenen Hände - und auch wenn’s schmutzig wird: Ohne Handschuhe machen Buddeln und Zupfen am meisten Spaß. Praktische Tipps für ökologische Obst- und Gemüsegärten finden sich auf utopia.de/ratgeber/naturgarten-biogarten-tipps/.
Unser Kolumnist Holger Müller hat schon angefangen! Hier lest ihr seine Kolumne "Grüner Leben"
Landbesitz für eine Saison
Mietgärten werden immer populärer und sprießen geradezu aus dem Boden, auch ganz in der Nähe. Das Konzept ist so einfach wie gut: In ländlicher Umgebung in Stadtnähe vermieten Landwirt:innen bestimmte Flächen an Hobbybauern. Vom kleinen Beet mit etwa 40 Quadratmetern Größe bis zum rund 90 Quadratmeter großen Familien- oder Gruppenbeet, werden sie in der Regel für die Saison von Mai bis Oktober zu einem Festpreis angeboten. Die Erde ist bereits für den Gemüseanbau angelegt und oft sind auch schon die ersten Pflanzen da, die nur noch gepflegt und geerntet werden müssen. Das erforderliche Werkzeug ist im Mietpreis inbegriffen, ebenso wie die fachliche Beratung. Zum Saisonbeginn und -ende sollte man etwas mehr Zeitaufwand einplanen, aber wenn erstmal alles gepflanzt ist, reicht es, wenn man am Wochenende ein paar Stunden auf dem eigenen „Acker zum Pflegen verbringt. Ein besseres Gemeinschaftsprojekt an der frischen Luft für Familien gibt es kaum, und genug Zeit für andere Freizeitaktivitäten bleibt immer. Und wer echte Leidenschaft beim Ackerbau entwickelt, verlängert einfach um eine weitere Saison und wird vielleicht sogar schon bald zur Selbstversorgerfamilie – ganz ohne eigenes Land.
Acker4u
Unter anderem in Essen und Wuppertal können Stadtmenschen einen 50 Quadratmeter großen Garten für die Dauer eines Jahres mieten und nach eigenen Vorstellungen – unter Bioqualität - beackern. Wer länger bleiben möchte, bekommt das Vormietrecht fürs Folgejahr. Dabei gibt es nur wenige Regeln zu beachten, wie zum Beispiel den Verzicht auf genmanipuliertes Saatgut.
Ackerhelden
Ideal für Einsteiger:innen ohne Parzelle oder Garten: Die Ackerhelden verkaufen Hochbeete und vermieten Gemüsegärten an Privatleute, Kitas und Schulen. Zudem stehen sie mit Beratung und passendem Saatgut zur Seite. Die vorbepflanzten, biozertifizierten Gärten in verschiedenen Größen werden mit Werkzeug, Einführungsworkshop, Anbauplan und Rundum-Beratung für die Dauer einer Saison an zahlreichen Standorten vermietet, unter anderem in Essen, Recklinghausen, Kamp-Linfort und Goch.
Meine Ernte
Auf den vorbereiteten Feldern kann jeder mitmachen, die schwersten Bodenarbeiten werden von den Profis erledigt und es befinden sich über 20 Gemüseklassiker wie Salate, Möhren und Kartoffeln in der Erde. Wer ein Stück Land mietet, kümmert sich um die Pflege und fährt die eigene Ernte ein. Statt einer langfristigen Bindung gibt’s Gartengeräte, Gießwasser, Expertentipps und eine Whatsapp-Gruppe für den Austausch. Zu finden unter anderem in Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Herten und Krefeld.
Buchtipps
Auf ins Beet! 30 wilde Gartenideen für Radieschenräuber und Bienenretter
Das Bio-Gartenbuch lockt Kinder ab 6 Jahren mit 30 Projektideen vor die Tür und in den Garten. Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen, wie man Gemüse und Obst pflanzt, einen Krötenunterschlupf baut, Pflanzen in Eierschalen zieht oder nachhaltige Selbstversorgertöpfe aus Plastikflaschen baut.
DK Verlag, ISBN 978-3-8310-4126-8, 16, 95 Euro
Green Parenting: Wie man Kinder großzieht, die Welt rettet und dabei nicht verrückt wird
Die Autorin und Mutter zweier Kinder berichtet humorvoll und informativ aus ihrem grünen Familienleben rund um Schmetterlingsgärten und Kindergeburtstage ohne Müllberge und ohne perfekt zu sein. Kate Blincoe geht es darum „Dinge auszuprobieren und zu spüren, wie gut es tut, die Welt ein klein bisschen besser zu machen“
Oekom Verlag, ISBN 978-3865817785, 16 Euro
Gartenjahr für Einsteiger. Schritt für Schritt zum grünen Paradies
Auf das Timing kommt es an: Welche Arbeiten wann im Zier- oder Nutzgarten anstehen, verrät Joachim Mayer, dazu Handgriffe und Techniken nach Monaten im übersichtlichen Kalender sortiert. Mit über 100 Fotos der wichtigsten Gartenpflanzen ein praktisches Nachschlagewerk für Anfänger:innen und Fortgeschrittene.
Gräfe & Unzer, ISBN 978-3-8338-3946-7, 9,99 Euro
Auf gute Nachbarschaft - Mischkulturen im Garten
Der umfassende Ratgeber erklärt, wie Mischkultur und Fruchtwechsel funktionieren, warum sich bestimmte Pflanzen gut „riechen“ können und andere nicht und zeigt Ideen für Hügelbeet, Kräuterbeet und Gewächshaus auf. Illustrierte Anbaupläne von bewährten bis experimentellen Gemüsekombinationen helfen beim Einstieg und dabei, Fehler zu vermeiden.
Pala-Verlag, ISBN 978-3-89566-257-7, 16 Euro
Kleine Gärtner, große Ernte
Vom Beet in den Topf auf den Teller: Mit Schritt-für-Schritt-Fotos lernen schon die Kleinsten das nachhaltige Gärtnern im Garten oder auf dem Balkon. Anleitungen zum Pflanzen ziehen, Rank-Pyramiden bauen und für natürliche Mittel gegen Schädlinge sind ebenso enthalten, wie tolle Rezeptideen vom gegrillten Maiskolben bis zur Beeren-Baiser-Torte.
Topp, Rada Kos, ISBN 978-3-7724-4651-1, 15 Euro