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Hilfe für Frauen unter 08000 116 016
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist eine wichtige erste Anlaufstelle für gewaltbetroffene Frauen, gerade in Zeiten von Corona: Im Jahr 2020 stiegen die Anrufe im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 51.407 Beratungen an. Seit dem Start im März 2013 wurde insgesamt rund 281.000-mal per Telefon, E-Mail oder Chat beraten und über 158.000 von Gewalt betroffene Personen haben das niedrigschwellige Angebot genutzt.
In 2020 fand alle 22 Minuten eine Beratung für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen statt, so das Ergebnis des Jahresberichts 2020 des Hilfetelefons. Akute Krisen und Verletzungen in konkreten Gefährdungssituationen mehrten sich, sodass die Beratungen zeitintensiver waren und in vielen Fällen sofortige Hilfe über die Polizei oder Rettungskräfte organisiert werden musste. Um 21 Prozent stieg auch die Anzahl von Menschen aus dem sozialen Umfeld betroffener Frauen, die Rat und Unterstützung beim Hilfetelefon suchten. Viele berichteten, dass sie seit dem Lockdown durch die Pandemie mehr Zeit zuhause verbringen und dadurch häufiger Zeug:innen von Gewaltausbrüchen in der Nachbarschaft werden.
Die Nachfrage an fremdsprachlicher Beratung stieg um 25 Prozent, was eine schwierigere Situation von Frauen mit Migrationserfahrung in der Pandemie vermuten lässt. Die Beratungen per E-Mail oder Chat stiegen um 15 Prozent. Gerade bei häuslicher Enge und Isolation stellen Online-Kontaktwege eine wichtige Alternative zum Telefon dar. Zudem meldeten sich mehr Menschen, die nicht von Gewalt betroffen waren, aber mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten. Für die Beraterinnen stellt dies eine besondere Herausforderung dar.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ richtet sich an gewaltbetroffene Frauen, Menschen aus deren sozialem Umfeld und Fachkräfte. Über 80 qualifizierte Mitarbeiter:innen beraten kostenfrei, anonym und vertraulich zu allen Formen von Gewalt – ob Gewalt in der Partnerschaft, Mobbing, Stalking, Zwangsheirat, Vergewaltigung oder Menschenhandel. Auf Wunsch vermitteln sie an Unterstützungseinrichtungen vor Ort. Das bundesweite Angebot ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar. Bei Bedarf kann die Beratung in 17 Fremdsprachen, in Deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache erfolgen.
Die gestiegene Beratungszahlen beim Hilfetelefon lassen allerdings noch keinen Rückschluss auf die tatsächliche Zunahme von häuslicher Gewalt während der Corona-Krise zu, sondern können auch auf einen gestiegenen Bekanntheitsgrad des Hilfetelefons zurückzuführen sein. Auf Grundlage der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2020 ergeben sich zwar erste Hinweise, wonach die Zahl der polizeilich bekannt gewordenen Fälle häuslicher Gewalt in 2020 leicht gestiegen ist; eine detaillierte Auswertung steht noch aus (Stand Mai 2021).
Hilfe bei "Gewalt gegen Frauen" gibt es unter der Telefonnummer 08000 116 016, per E-Mail, im Sofort- oder Termin-Chat auf www.hilfetelefon.de.