© Frank Düllberg
Kinder haben Kerzen für die Verstorbenen gestaltet
Mutigsein, Öffnen, Wünschen, Erinnern – so lautet das Motto des Kindertrauerzentrums MÖWE in Dortmund-Hörde, das 2023 seine Türen mit dem Ziel öffnete, Kindern und Jugendlichen in schweren Zeiten einen geschützten Raum zu geben.
Zwei Jahre später blickt das Team mit Dankbarkeit und Freude auf das zurück, was in dieser kurzen Zeit gewachsen ist. Die ersten Kinder fühlen sich inzwischen so gestärkt, dass sie ohne Trauergruppe weitergehen wollten und haben sich verabschiedet.
Die pädagogische Leitung, Katrin Riebling, erklärt: „Von Anfang an bestand der Wunsch, einen Ort zu schaffen, in dem Kinder und Jugendliche ernst genommen werden im Erleben ihrer Trauer – ohne Tabus, ohne Zeitdruck, aber mit liebevoller Begleitung.“ Dass dies gelungen ist, zeigen die vielen Geschichten: Kinder, die zunächst still und zurückgezogen kamen, haben hier Worte, Tränen und auch wieder ihr Lachen gefunden. Jugendliche, die dachten, mit ihrem Schmerz ganz allein zu sein, konnten erleben, dass andere ähnliche Erfahrungen teilen.
Besonders stolz sind wir auf die Gemeinschaft, die entstanden ist,
sagt Projektleiterin Beate Schwedler. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch Eltern, Angehörige, Ehrenamtliche und Fachkräfte sind Teil dieses lebendigen Ortes geworden. In den Gruppenstunden, bei kreativen Projekten oder Ausflügen – immer wieder zeigt sich, wie wichtig es ist, Trauer sichtbar und lebbar zu machen.
© Jürgen Hüsmert
MÖWE
Die MÖWE bringt das Thema ins Leben, wie hier mit der Aktion Sarg bemalen beim Erntemarkt
„Dazu beigetragen haben vor allem auch die vielen Menschen, die uns mit Spenden unterstützt haben“, sagt Schwedler, „das sind einzelne Menschen, Stiftungen oder Unternehmen, die sich an unsere Seite gestellt haben.“ Besonders erfreulich ist auch die Unterstützung der Stadt Dortmund, die die MÖWE durch die Finanzierung einer halben Stelle für zwei Jahre unterstützt. Der Erzieher Patrick Schulz gehört hierdurch zum Team, ebenso sowie Übungsleiterin Anne Neuser-Schulte und aktuell die Studentin Melanie Heierhoff, die hier ein Anerkennungspraktikum absolviert.
Ein Team für Familien
© Moritz Jankowsky
MÖWE Trauerbegleitung
Katrin Riebling, Anne Neuser-Schulte, Patrick Schulz, Melanie Heierhoff und Beate Schwedler (von links)
Fünf Trauergruppen wurden in den ersten zwei Jahren auf den Weg gebracht, die sich vierzehntägig oder monatlich treffen: Zwei Kindergruppen, eine Gruppe für Jugendliche sowie zwei Familiengruppen, in denen die Kinder unter 6 Jahren sind.
Etwas Besonderes ist schließlich das Angebot des Kindertrauerzentrums, auch die Eltern zu begleiten. Denn Erfahrungen und aktuelle Studien der Trauerforschung zeigen, dass es den Kindern und Jugendlichen hilft, wenn die Eltern sich ebenfalls über ihre Gefühle und Erfahrungen austauschen.
Die MÖWE konnte zudem viele Ehrenamtliche gewinnen, die mit Herz und Zeit unterstützen sowie ein großes Netzwerk aus Schulen, Kliniken und Beratungsstellen aufbauen. Bei besondere Veranstaltungen – wie dortbunt, dem Erntemarkt oder dem akzenta-Adventsmarkt – ist wie selbstverständlich auch die MÖWE mit dabei und trägt eine Botschaft nach außen:
Der Tod gehört zum Leben.
© Jürgen Hüsmert
MÖWE, Sarg bemalen
Nach zwei Jahren spürt man: Das Kindertrauerzentrum ist mehr als ein Haus – es ist ein Zuhause für Gefühle, für Erinnerungen und für neue Schritte ins Leben. Das Team freut sich auf alles, was kommt, und ist sich sicher: Die nächsten Jahre werden ebenso reich an Begegnungen, Mut und Hoffnung sein. „Unser größter Dank gilt den Familien, die uns ihr Vertrauen schenken. Ohne sie, ohne ihre Offenheit und ihre Bereitschaft, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, gäbe es diesen Ort in seiner heutigen Form nicht,“ freut sich Katrin Riebling auf die Zukunft.
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