© pxhere.com
Baby
Weigern, Würgen, Ausspucken: Für viele Kinder ist die Einnahme eines notwendigen Medikaments eine Qual und ihr Körper wehrt sich reflexhaft. Das führt bei Eltern oft zu Ratlosigkeit und Stress, denn schließlich ist es auch sehr wichtig, dass das Kind die erforderliche Dosis des Medikaments regelmäßig zu sich nimmt, beispielsweise Antibiotika bei einer chronischen Bronchitis. Mit diesen sieben Tipps können Eltern Kindern die Einnahme erleichtern:
1. Saft schmeckt nach mehr
Erwachsene nehmen die meisten Medikamente als Tabletten oder Kapseln ein, die unzerkaut geschluckt werden und auf diesem Weg nach fast nichts schmecken. Für Babys und kleine Kinder eignet sich flüssige Arznei besser, weil sie den Fremdkörper Tablette noch nicht schlucken können. Säfte, aber auch Tropfen, enthalten meist Zusatzstoffe und können durch ihren Eigengeschmack so den unangenehmen Geschmack des Wirkstoffs überdecken. Am Besten mit dem Kind in der Apotheke nachfragen, welche Geschmacksrichtung das ist und ob es eine Auswahl gibt. So fühlt das Kind sich einbezogen.
2. Die Mischung macht's
Wenn der Saft oder die Tropfen zur Tarnung des Geschmacks noch weiter vermischt werden sollen, ist es ratsam, auch dies vorher bei der Kinderärztin oder in der Apotheke anzusprechen. Denn nicht jedes Medikament verträgt sich mit Milchprodukten oder Fruchtsäften. Wichtig ist, dass das Kind dann aber auch die ganze Portion schafft. Also am Anfang eher kleine Mengen mit dem Lieblingsgetränk ansetzen und nach und nach die beste Mischung herausfinden.
3. Kalt schmeckt besser
Am besten mit dem Kind gemeinsam überlegen, wie sich der unangenehme Geschmack am besten tarnen lässt: Eiscreme, Joghurt, Marmelade, Schokoladencreme, süßer Sirup oder Pudding können in Frage kommen. Eis hat zudem den Vorteil, dass Kälte die Geschmacksknospen betäubt. Ebenso schmeckt der Arzneisaft kalt aus dem Kühlschrank weniger intensiv. Manchmal reicht dem Kind auch das Stück Schokolade oder ein Gummibärchen nach erfolgreicher Safteinnahme zur Geschmacksneutralisation.
4. Mess-Spritze zur Dosierung nutzen
Zur genauen Dosierung gibt es in den Saftpackungen Pipetten oder nadellose Spritzen mit genauen Maßangaben. Damit lässt sich die Menge genauer als mit dem früher üblichen Mess- oder Haushaltslöffel bestimmen. Außerdem kann die Spritze dazu genutzt werden, das Medikament dem Kind direkt in den Mund zu träufeln. Damit es keine Angst vor dieser „Medizinspritze“ hat, am besten vorab mit Wasser üben. Vielleicht existiert auch eine alte Dosierspritze, mit der das Kind die Situation mit einer Puppe nachspielen kann?
5. Wangen und Kinn streicheln
Bei der Einnahme sollte das Kind aufrecht sitzen. Jeweils eine kleine Menge der Arznei langsam an den Seiten des Mundes einspritzen. So werden die Geschmacksknospen auf der Zunge gemieden. Das Kind dabei an der Wange streicheln und loben. Die Schluckbewegung lässt sich mit einem sanften Streicheln unter dem Kinn fördern. Lieber nur wenig einspritzen und das Kind öfter schlucken lassen. Bei Babys kann es nützen, die Arznei vor der Mahlzeit zu geben (wenn das Medikament dafür geeignet ist): Dann ist der Hunger größer und das Baby unter Umständen schneller bereit, den Mund zu öffnen.
6. Positive Haltung und viel Lob
Mitbestimmung ist wichtig: Kinder ab 2 Jahren möchten verstehen, was mit ihnen passiert. Es hilft ihnen, wenn das Thema Medikamenteneinnahme ausführlich besprochen wird. Eltern beantworten die Fragen am besten in altersgerechter Sprache und äußern sich insgesamt positiv zum Arztbesuch und der Medikamenteneinnahme. Das Kind darf das Medikament nicht als Bestrafung empfinden. Bei Einnahmeproblemen hilft Verständnis, Schimpfen ist kontraproduktiv. Und natürlich hat das Kind nach erfolgreicher Einnahme ein Lob, vielleicht sogar ein kleines Sammelgeschenk wie zum Beispiel Aufkleber, verdient.
7. Wenn gar nichts geht ...
Wenn Kinder Tabletten oder Kapseln einnehmen müssen, ist es nach ärztlicher Absprache eventuell möglich, die Tabletten zerkleinert einzunehmen oder die Kapseln zu öffnen und über ein geeignetes Lebensmittel zu streuen. Wenn aber gar nichts funktioniert, besprechen sich die Eltern am besten nochmal mit dem Kinder- und Jugendarzt. Zur Not kann er die Arznei vielleicht als Zäpfchen oder Kautablette verschreiben oder hat noch andere Alternativen.
Weitere Informationen beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)