Regelmäßige Wehen in kurzen Abständen, der Abgang des Schleimpfropfens, das Platzen der Fruchtblase – all das sind Zeichen dafür, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht. Nun ist es Zeit, sich mit der Hebamme in Verbindung zu setzen, den Partner und die gepackte Tasche zu schnappen und ins Krankenhaus oder Geburtshaus zu fahren.
Die Aufnahmeuntersuchung
Nach der Ankunft führt die Hebamme zunächst einige Aufnahmeuntersuchungen durch. Blutdruck, Puls und Temperatur der Mutter werden gemessen, Blut und Urin untersucht, außerdem werden die Herztöne des Babys überprüft. Bei der vaginalen Untersuchung überprüft sie, wie weit der Muttermund sich bereits geöffnet hat. Zu Beginn der Wehen, in der Eröffnungsphase, sind es meist zwei bis drei Zentimeter. Bis zur Übergangsphase, in der die Schwangere mit dem Pressen beginnt, sollte der Muttermund sich insgesamt zehn Zentimeter weit geöffnet haben, damit das Baby genug Platz hat. Zur Untersuchung gehört auch das Abtasten des Bauches sowie eine Ultraschalluntersuchung, bei der die Lage des Babys bestimmt wird. Die Untersuchung gibt Hebamme oder Arzt Aufschluss darüber, ob die Frau auf natürlichem Weg gebären kann oder möglicherweise ein Kaiserschnitt nötig ist. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn während der Geburt die Wehen nicht ausreichen oder wenn die Herztöne des Kindes Anlass zur Sorge bieten.
Warten auf die Geburt
Steht einer natürlichen Geburt nichts im Wege, bleibt meistens noch ein bisschen Zeit, bis die Wehen stärker werden. Musik hören, ein Buch lesen oder einfach noch ein bisschen ruhen – die Zeit bis zur eigentlichen Geburt sollte so angenehm wie möglich gestaltet werden. Ein Spaziergang, ein warmes Bad (wenn die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist) oder homöopathische Mittel können den Geburtsvorgang in Gang bringen. Werden die Wehen nicht stärker, kann es sein, dass die Hebamme die werdenden Eltern erst mal wieder nach Hause schickt.
Viele Schwangere, vor allem Erstgebärende, haben Angst vor den Schmerzen, die während der Geburt auf sie zukommen. Mit der richtige Atmung und der Unterstützung von Partner und Hebamme, sind die Schmerzen in der Regel gut auszuhalten. Homöopathische Mittel und auch Akupunktur helfen ebenfalls, den übermäßigen Schmerz zu lindern. Wer im Krankenhaus entbindet, hat die Möglichkeit, sich eine Periduralanästhesie ( PDA) legen zu lassen – dabei wird ein Medikament dosiert in das Rückenmark gespritzt, das die Nervenimpulse blockiert, die verantwortlich für die Geburtsschmerzen sind.
Der Endspurt
Während das Köpfchen des Babys tiefer in das Becken rutscht, öffnet sich der Muttermund immer weiter. Die Wehen werden stärker und kommen jetzt etwa alle drei Minuten. Nun ist eine tiefe Atmung hilfreich, um die Kontraktionen gut aushalten zu können. Wichtig ist, die Wehenpausen zu nutzen, um sich zu erholen und neue Kraft zu sammeln. Verkürzen sich die Abstände zwischen den Wehen noch weiter und schiebt sich das Kind in den Geburtskanal, spricht man von der Übergangsphase. Diese Phase ist für viele Mütter die anstrengendste, denn nun beginnt das Pressen. Das Baby schiebt sich dabei weiter durch das Becken der Mutter Richtung Scheide. In dieser Phase ist es wichtig, auf die Hebamme zu vertrauen und ihren erfahrenen Anweisungen zu folgen. Denn bei einer zu schnellen Geburt wird das Gewebe zwischen Scheide und After durch das Köpfchen des Babys stark belastet und kann einreißen.
Ist das Köpfchen zu sehen, kann die Mutter meist kurz durchatmen. Die Hebamme dreht das Kind vorsichtig, und bringt es in die optimale Ausgangslage. Mit einer letzten großen Presswehe ist es dann geschafft: das Baby ist geboren!
Nun kann es zum ersten Mal Luft holen. Manche Babys schreien dabei oder stoßen einen ersten Seufzer oder Nieser aus. Nachdem Arzt bzw. Hebamme Atmung, Herzschlag, Reflexe, Muskelspannung und Hautfarbe des Kindes überprüft haben, darf es an die Brust der Mutter. Saugt es das erste Mal an der Brust, löst sich in der Regel der sogenannte Mutterkuchen (die Plazenta) und wird mit wenigen Wehen ausgestoßen. Danach überprüft der Arzt oder Hebamme, ob die Plazenta vollständig ist, damit es zu keiner Entzündung kommt. In einige Fällen muss vorsichtshalber eine Ausschabung durchgeführt werden.
Die ersten Tage nach der Geburt
Sind die aufregenden und anstrengenden Stunden der Entbindung vorbei, beginnt die Zeit der Erholung für Mutter und Kind. Ganz in Ruhe können die Eltern nun die ersten Tage mit dem Neugeborenen genießen und sich von den Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt erholen. Bei der Entbindung im Geburtshaus handelt es sich um eine ambulante Geburt, bei der Mutter und Kind bei komplikationslosem Verlauf am selben Tag nach Hause können. Gleiches gilt für die ambulante Geburt im Krankenhaus. Sollte die junge Mutter sich dafür entscheiden bzw. ist es medizinisch notwendig, mit dem Baby noch ein paar Tage im Krankenhaus zu bleiben, bedeutet das nicht, dass Mutter und Kind vom Partner getrennt sein müssen. Viele Krankenhäuser bieten inzwischen sogenannte Familienzimmer an, in denen neben Mutter und Neugeborenem auch der Vater und die Geschwisterkinder übernachten können.
Gemeinsame Zeit beim Stillen
Besonders intensiv ist die erste gemeinsame Zeit für Mutter und Kind während des Stillens. Neben dem Körperkontakt, der Nähe und Geborgenheit für das Baby bedeutet, spielen die wertvollen Nährstoffe der Muttermilch eine wichtige Rolle für das Immunsystem der Kleinen. Der angeborene Saugreflex ist bei Neugeborenen besonders stark und sorgt für einen guten Start in die Stillzeit. Zeit, Ruhe und eine bequeme Sitz- oder Liegeposition sind beim Stillen wichtig.
Als „Wochenbett“ bezeichnet man die ersten sechs Wochen nach der Geburt, in denen sich der Uterus langsam wieder zurückbildet und sich der Hormonhaushalt der Mutter reguliert. Manche Frauen entwickeln in dieser Zeit eine leichte Depression, so dass sie sehr sensibel und emotional reagieren. Wichtig ist nun die Fürsorge und Unterstützung des Partners und der Familie. In dieser Zeit werden die Eltern und das Baby regelmäßig von der Hebamme besucht. Sie unterstützt die Familie in den ersten Wochen nach der Geburt und ist eine kompetente Ansprechpartnerin bei Fragen oder Unsicherheiten.