Metropolen im In- und Ausland haben Familien längst als Zielgruppe entdeckt. Aber sind Familienferien in der Großstadt wirklich eine gute Idee? Bei sorgfältiger Planung auf jeden Fall, denn Städte sind für Kinder mindestens genauso spannend wie für ihre Eltern. Unser Autor hat es erprobt und 10 Tipps für das Gelingen gemeinsamer City Trips.
1. Die richtige Stadt auswählen
Alle Städte schreiben sich Familienfreundlichkeit auf ihre Fahnen, die ist schließlich ein Vorteil im Standortwettbewerb. Reisende Familien profitieren davon ebenfalls. Aber nur die Metropolen sind die Experimentierlabore für neue Angebotskonzepte und groß genug, dass auch die kleinste Nische besetzt wird: vom Eltern-Kind-Café mit integriertem Secondhand-Laden über Restaurants mit Kindertheater bis zur Stadtführung nur für Kids. All das gibt’s zum Beispiel in Berlin, Deutschlands beliebtestem Städtereiseziel. Die Hauptstadt taugt nicht nur zum Sightseeing und Shoppen, sondern auch als Ziel für ein paar entspannte Tage am Wasser, mit Bötchen fahren, Schwimmen und allem, was zu einem ganz normalen Sommerurlaub so dazugehört. Es lohnt sich also, auch auf das Umfeld der Städte zu schauen.
2. Eine kinderfreundliche Unterkunft buchen
Kinderspezifische Einrichtungen wie Kinderbetten, Babysitterservice und Spielbereiche sind ein starkes Indiz dafür, dass Kinder wirklich willkommen sind. Für ein Quartier in zentraler Lage spricht, dass man Reisezeiten zu Sehenswürdigkeiten minimiert. Unterkünfte an Hauptverkehrsachsen und in Vierteln mit zweifelhaftem Ruf wird man lieber ausklammern. Hineinziehen sollte man Alternativen am Stadtrand, die über einen guten ÖPNV-Anschluss verfügen. So gibt es im ländlichen Idyll rund um den Berliner Müggelsee schöne Ferienhäuser direkt am Wasser. Mit der S-Bahn ist man ruckzuck in der City.
3. Kindgerechte Attraktionen identifizieren
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Städtereise, Familie
Zoos und Aquarien gehen immer. Interaktive Ausstellungen und Museen mit speziellen Führungen oder Workshops für die Kleinen findet man ebenfalls in jeder größeren Stadt, in Berlin zum Beispiel das Labyrinth Kindermuseum in der Fabrik Osloer Straße, das Machmit! in Prenzlauer Berg oder das Deutsche Technikmuseum mit dem Science Center Spectrum. Auch Hallenspielplätze oder Erlebnisbäder sind eine Option. Aber selbst auf den ersten Blick nicht so geeignete Attraktionen können sich als Hit erweisen. So erhalten Kinder im Berliner Reichstag bei der Besichtigung einen Audio-Guide mit einem lustigen, altersgemäßen Hörspiel. Wachsfigurenkabinett, Illuseum, Fernsehturm, Zeiss-Planetarium oder das Naturkundemuseum mit dem weltweit größten Saurierskelett können ebenfalls begeistern. Eine Vorauswahl kindgerechter Ziele listen die meisten großen Städte auf ihren Tourismus-Webseiten auf.
4. Ruhepausen einplanen
Kinder brauchen zwischen Besichtigungen Zeit zum Spielen und Entspannen. Man sollte also regelmäßige Pausen zum Ausruhen und Energietanken einplanen. Das kann man in Berlin auch bei einer Fahrt mit einem der Doppeldeckerbusse der Linie 100, die an fast allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbeifährt. Bei schönem Wetter eignen sich die zahlreichen Parkanlagen mit ihren Spielplätzen besonders gut dafür.
5. Verpflegungsstopps vorausdenken
Nicht jedes Restaurant heißt Kinder willkommen oder bietet Gerichte in passenden Portionen. Insofern ist es gut, wenn man geeignete Anlaufpunkte nicht erst dann sucht, wenn sich der Hunger meldet. Im hippen Café Blume in Neukölln gibt es nicht nur leckeres Frühstück, sondern auch eine Rutsche und eine große Terrasse, auf der die Kinder spielen können. Das familienbetriebene Café Kreuzzwerg in Kreuzberg begeistert mit einem Bälleparadies und reichlich Spielzeug. Nahe dem Ku'damm profitiert man im Charlottchen von einem eigenen Kindermenü, einem Familienfrühstück und einem Spielzimmer mit Kletterburg und Malsachen. Natürlich wäre ein Berlin-Besuch nicht vollständig ohne den Verzehr einer Currywurst. Die gibt es zwar an jeder Ecke, besonders gut ist sie jedoch bei Curry 36 an der U-Bahn Haltestelle Mehringdamm. Hier bekommt man neben der klassischen Variante auch eine 1a-Bio-Currywurst vom Havelländer Apfelschwein und auch eine vegane Version.
6. Unterhaltung dabeihaben
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Städtereise, Familie
Packt Unterhaltungsmöglichkeiten für die Pausen ein, zum Beispiel Bücher, Spiele oder Tablets. Gerade in beliebten Städtereisezielen kann es an den Attraktionen zu langen Warteschlangen kommen. Da ist es hilfreich, wenn sich die Kinder während des Wartens beschäftigen können.
7. Flexibel bleiben
Man sollte die Tage nicht zu sehr durchtakten. Kinder haben schließlich immer wieder unerwartete Bedürfnisse, spontane Ideen und wechselnde Interessen. Weniger feste Programmpunkte und mehr Raum für Entdeckungen können den Unterschied machen.
8. Kommunikation klären
Im Gewimmel einer Großstadt kann es passieren, dass man unbeabsichtigt getrennt wird. Man sollte daher unbedingt sicherstellen, dass die Kinder wissen, was in diesem Fall zu tun ist. Sofern man im fremdsprachigen Ausland unterwegs ist, sollte man ihnen zumindest die allerwichtigsten Sätze in der Landessprache beibringen (oder auf einen Zettel schreiben).
9. Das geeignete Transportmittel wählen
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Städtereise, Familie, U-Bahn
Das Auto ist praktisch. In einer fremden Großstadt kann es aber durchaus ein Stressfaktor sein und beim Parken auch ein erheblicher Kostenfaktor. Angesichts der in Metropolen meist dichten Netze und kurzen Takte der öffentlichen Verkehrsmittel sowie günstiger Tages- oder Mehrtageskarten (oft in Kombination mit vergünstigten Eintritten, wie bei der Berlin Welcome Card) kann es aber besser sein, den eigenen Wagen stehen zu lassen – zumal es für Kinder spannend sein kann, beim Entschlüsseln von Netz- und Fahrplänen mitzuhelfen.
10. Wichtige Vorkehrungen treffen
Auch für eine Städtereise gelten die grundsätzlichen Empfehlungen wie erwartbares Wetter berücksichtigen, Reiseapotheke mitnehmen, Versicherungsschutz klären und stets dabeihaben, was man halt so braucht (Snacks, Wasser, Sonnenschutz). Ob man die Reise besser komplett selbst organisiert oder über einen Veranstalter bucht, hängt vom Reiseziel, den individuellen Vorstellungen und dem Budget ab. Vergleichen lohnt auf jeden Fall. Bei Auslandsreisen bietet die Pauschalreiserichtlinie Vorteile, wenn es Probleme gibt.
Weitere spannende Städtereiseziele
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Hamburg: Top-Attraktion für Familien ist das Miniatur Wunderland, die größte Modellbahnanlage der Welt (unbedingt vorab reservieren). Das Dungeon, der Hafen und der Tierpark Hagenbeck bieten ebenfalls Unterhaltung. Tipp für die Unterkunft: der idyllische, jahrhundertealte Bio-Hof Eggers in der Elbmarsch.
München: Im Deutschen Museum kann man mit Kindern Tage verbringen. Weitere interessante Museen mit Familienführungen und oder Workshops für Kinder sind das BMW-Museum und die Pinakothek der Moderne. Kostenlos für alle unter 18 sind das Ägyptische und das Paläontologische Museum, in letzterem werden Dino-Fans glücklich. Herrlich entspannen lässt sich im Englischen Garten (Spielplätze, historisches Kinderkarussell, Boot fahren und Surf-Welle). Rund um die Stadt locken die oberbayerischen Seen, die Bavaria-Filmstadt, die Therme Erding oder Schloss Neuschwanstein.
Amsterdam: Direkt neben dem Bahnhof, den man von Köln aus in gut 2,5 Stunden erreicht, steht das Wissenschaftsmuseum NEMO, das neben tollen interaktiven Exponaten auch diverse spannende Workshops für Kinder bietet. Neben den Klassikern wie Grachtenfahrt, Tropen- und Schifffahrtsmuseum gibt es auch mehrere kostenlose Streichelzoos, zum Beispiel De Uylenburg im Rembrandt Park. Natürlich lässt sich ein Besuch in Amsterdam auch mit einem Strandaufenthalt an der nahe gelegenen Nordseeküste verbinden.
Paris: Nur 3:21 Stunden braucht der Eurostar vom Kölner Hauptbahnhof an die Seine. Kinder (und Jugendliche bis 26 Jahre!) erhalten freien Eintritt in staatlichen Museen und Monumenten wie dem Louvre, dem besonders für Kinder sehenswerten Naturkundemuseum mit seiner Evolutionsgalerie oder Schloss Versailles. Ein Muss ist der (für Kinder stark vergünstigte) Eiffelturm.
London: Top-Attraktionen für Familien sind in der ebenfalls mit den Eurostarzügen erreichbaren Stadt an der Themse das British Museum, das Natural History Museum mit lebensgroßem Blauwalmodell, das Science Museum mit 2.000 interaktiven Exponaten, der Tower und das National Maritime Museum, wo Kinder auf dem professionellen Schiffsimulator ihre Seetüchtigkeit testen können. Ein Besuch am Gleis 9 ¾ am King's Cross Bahnhof darf natürlich auch nicht fehlen.
Wien: Mit seinen vielen Parks und den zahlreichen im Stadtgebiet verteilten Spielplätzen lässt sich Wien mit Kindern gut zu Fuß oder mit den gut ausgebauten Öffis erkunden. Ein Besuch im Prater mit dem historischen Holzriesenrad ist in jedem Fall empfehlenswert. Die Wiener Museumslandschaft ist reich bestückt, zum Beispiel mit dem Naturhistorischen Museum, dem Technischen Museum oder dem Haus der Musik. Tolle Bademöglichkeiten bietet das Strandbad Alte Donau. Das Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel zum Spazieren oder Wandern.