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Gemüsegarten auf dem Balkon
Seitdem Deutschland die Regale leergekauft hat, also die mit Mehl und Hefe, sind wir gefühlt alle zu Bäcker:innen geworden. Bei uns zu Hause wird schon viel länger selbst gebacken, war also nichts Neues. Neu war, dass die Nachbarin uns ein Glas Sauerteig vermacht hat. Dieses Austauschen und Weitergeben von Teig, Tipps und Rezepten hat uns gut gefallen. Es vereint Grundideen der Nachhaltigkeit und der Sozialität – etwas zu teilen. In beiderlei Wortsinn: etwas Dingliches weitergeben und Interessen und Ideen gemeinsam haben. Es war ja mehr Zeit als sonst. Aber ebenso ein guter Stupser, sich mehr Zeit dafür zu nehmen, auch wenn jetzt die so genannte Normalität wieder Einzug hält.
Die nächste Stufe, nach dem Backen, ist bei uns jetzt das Gemüse auf Balkon und Fensterbrett.
Zum Pflanzen ist es nicht zu spät. Die Samenpäckchen sind für einen normalen Haushalt mehr als ausreichend. Zudem kommt aus jedem Samen ein Pflänzchen, wir pflanzen immer zu viel, die können wieder verschenkt oder getauscht werden. Und dabei wird neben Saatgut und Pflänzchen natürlich auch Know-how ausgetauscht. Das Gute dabei ist: Es gibt immer Frisches. Wir mögen das Konzept, einfach auf den Balkon (sehr klein) zu gehen und etwas Rucola oder Pflücksalat zu holen. Und wenn gerade niemand Bock auf Grünzeug hat – das wächst lustig weiter und gammelt nicht im Kühlschrank vor sich hin. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden in Deutschland 52 Prozent der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten verursacht, pro Kopf 75 Kilogramm im Jahr. Mal innehalten: 1,4 Kilogramm in der Woche, pro Kopf. Das sind auch die, die so klein sind, dass sie weder einkaufen können noch an den Mülleimer kommen. Ach so, für die Kids ist der Selbstanbau auch eine klasse Sache. Jeden Tag tut sich was, und nebenbei bekommen alle mit, wie die Natur so tickt. Dass es am Anfang Geduld kostet, die aber belohnt wird.
Tipps für den kleinen Balkongarten findet ihr zum Beispiel beim NABU.
Zum Autor
Holger Müller lebt mit Frau und Töchtern in Köln. Als Familie versuchen sie, das komplexe Thema Nachhaltigkeit in ihrem Alltag zu leben. Holger arbeitet als Qualitätsmanager an einer Hochschule und lehrt an der Universität Duisburg-Essen, wie Nachhaltigkeit und Zukunft zu gestalten sind. In ruhrpottKIDS berichtet er regelmäßig aus seinen Erfahrungen mit nachhaltigem Leben im Familien-Alltag.