
Foto: O. Bolch
Inti-Raymi-Fest in Peru, O. Bolch
Im Wohnmobil durch Argentinien, mit einem gemieteten Auto durch Chile und später mit dem Rucksack durch Peru und auf die Galapagos-Inseln. Für einige Menschen klingt allein die Reiseroute des erfahrenen Naturfotografen und Bildbandautors Oliver Bolch schon abenteuerlich genug. Doch in diesem Fall flog, fuhr und wanderte Bolch zusammen mit seiner Frau Agnieszka und dem damals sechsjährigen Sohn Eliot. „Und ich bin heute sehr froh, wie leicht das war und wie gut es funktioniert hat“, lacht Bolch.
Als Familie Bolch drei Wochen nach dem sechsten Geburtstag des Sohnes mit Kind und Kegel nach Buenos Aires aufbrach, waren die Zweifel groß: „Ich weiß noch, dass alle um uns herum gefragt haben, wie wir uns das vorstellen. Jeder hat sich Sorgen um das Kind gemacht. Was wir im Krankheitsfall machen würden, ob es schädlich für die Entwicklung eines Kindes sei und so viel mehr“, erzählt Bolch heute ganz gelöst.Denn: „Das Gegenteil ist eingetreten. Es ist erstaunlich, wie sehr sich Kinder mit Steinen, Stöcken, am Strand oder an der Natur erfreuen können. So war der Sohn vollkommen begeistert von den Pinguinen, die er zu sehen bekam.
Oder auch von der Estancia im Nordosten von Argentinien. Hier gab es jede Menge Kaimane, Wasserschweine und andere Tiere „und viel mehr braucht ein Kind zur Ablenkung nicht.“ Dann stutzt Bolch für einen Moment und lacht: „Doch Lego und Playmobil, aber das ist ja auch eine Wissenschaft für sich. Es gab aber auch Momente, insbesondere in den Höhenlagen Perus, da hat der kleine Mann uns mit seinem Tempo glatt abgehangen.“Organisatorisch war es ganz einfach zwischen dem Ehepaar gelöst. Denn Bolch fotografiert am liebsten in den frühen Morgenstunden, wenn sich der Staub des Tages gelegt hat und das Licht noch weich ist. So stand er bevor es dämmerte auf, fotografierte in der Ruhe des anbrechenden Tages und kam zurück, „wenn der Frühstückstisch gedeckt war“, sagt er scherzend.
„Natürlich kann ich mich dann nicht stundenlang an einen Ort legen, um auf das nächste Motiv zu warten.“Dafür aber stellte der Reisefotograf fest, wurde der Kontakt zu den Einheimischen intensiver. Gemeinsam als Familie suchten sie öfter Spielplätze, Raststätten oder Strandabschnitte auf. Und lernten dabei die Wärme und Gastfreundschaft der Südamerikaner besonders intensiv kennen. „Neben all der beeindruckenden Natur und den einmaligen Landschaften und Tiererlebnissen sind diese Erinnerungen bis heute besonders lebhaft.“
Auf die Frage, welchen Tipp er anderen Reisefotografen geben würde, die mit ihrer Familie aufbrechen möchten, lacht er und antwortet: „Geladene Batterien und genügend Speicherkarten, aber vor allem sollten sie sich nicht so sehr sorgen. Mein Sohn ist in der Schule häufiger krank, als er es auf den Reisen je war.“ Denn schließlich, sagt er, bleibt letztlich nur eines: die Erfahrungen, die man zusammen gemacht hat und der eigene Horizont, der sich durch jede einzelne Reise erweitert hat. (Nina Anin)