
© Morris MacMatzen
Rolf Zuckowski, Die Weihnachtsbäckerei
Bevor "Die Weihnachtsbäckerei" in Duisburg aufgeführt wird, erzählt Rolf Zuckowski, welchen Anteil seine Kinder am Musical hatten und wie sie zuhause Weihnachten feiern.
Ab wann bist du in Weihnachtsstimmung, Rolf?
In Weihnachtsstimmung werde ich gebracht! Und zwar immer gleich nach den Sommerferien. Dann kommen die ersten Anfragen nach Konzerten und ich fange auch tatsächlich an, einige Lieder wieder zu üben, die ich seltener singe. Die „Weihnachtsbäckerei“ gehört nicht dazu – die habe ich ganzjährig drauf.
Hättest du dir vorstellen können, dass dein Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ so ein Riesenhit wird?
Dass die Weihnachtsbäckerei über ein kleines Kinderlied hinausgehen würde, hätte ich nie gedacht. Heute wird es in Fußballstadien von 60.000 bis 80.000 Menschen gesungen und es gibt viele Versionen, insbesondere auch diese wunderbare Musicalversion. Nein, das hat sich entwickelt und zwar von Jahr zu Jahr – und es wird immer noch mehr. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.
Wann und wie ist das Lied überhaupt entstanden?
Wann das Lied von der Weihnachtsbäckerei entstanden ist, kann ich am besten erinnern, wenn ich an meine eigene Familie denke. Im Advent 1986 hatte ich die am Autotelefon, ich war in Bochum nach einem Adventskonzert. Die Familie hat in unserer wirklich sehr kleinen Küche gebacken und ich habe sie geradezu vor Augen gesehen. Ich wollte auch nicht lange stören und habe gesagt: „Gut, backt mal weiter. Ich freue mich auf die Plätzchen“, und habe mir dann im Auto auf der Autobahnfahrt von Bochum nach Hamburg dieses Lied ausgedacht. Da ich selber wirklich nicht gut backen kann, habe ich mir ein Rezept ausgedacht, das vielleicht ein bisschen aberwitzig ist, aber das hat das Lied, glaube ich, ganz besonders populär gemacht. Unser jüngster Sohn hat es als erster gesungen und die Melodie auf dem Weg ins Bettchen ein bisschen verändert. Und so kennt es heute jeder – ich bin ihm für immer dankbar dafür.
Wie war es für dich, „Die Weihnachtsbäckerei“ das erste Mal auf der Bühne zu erleben?
Schon im Probenraum, noch ohne die wunderbaren Kulissen und ohne die fertig produzierte Musik zu hören, habe ich gemerkt, da entsteht was ganz Großartiges. Die Freude am Spiel, diese kindliche Freude auch von erwachsenen Schauspielern hat mich damals schon bewegt. Und hier im Theater war dann wirklich richtig Weihnachten für mich, denn die Instrumentierung ist teilweise so festlich, dass man das Gefühl hat, die Weihnachtsbäckerei ist tatsächlich ein Weihnachtslied, obwohl es eigentlich nur ein Bäckerlied ist.
Worauf kann sich das Publikum freuen?
Ich denke alle, die hier ins Theater kommen und sich die Weihnachtsbäckerei als Musical anhören, werden sich wundern, wie oft sie mitsingen können. Das ist bestimmt bei vielen anderen Musicals nicht in dem Maße möglich, weil vor allem die Kinder auch die Erwachsenen mitnehmen. Und es gibt einige Momente, wo es einem wirklich ein bisschen unter die Haut geht –
bei dem Lied „Bald, bald, bald“ verdrücke ich zum Beispiel immer wieder eine kleine Träne.
Und das große Finale hat ein bisschen was von Broadway – das erwartet man hier vielleicht auch nicht, aber es kommt.
Deine Prognose: Wird das Musical auch so ein Dauerbrenner?
Ich traue diesem Musical zu, noch viele Jahre viele Menschen zu erreichen. Zuerst muss man natürlich immer Ensembles und Theater motivieren und gewinnen, und das ist in diesem Jahr in Berlin, Bremen und Duisburg gelungen. Und ich glaube, da kommt noch mehr!
Hast du eine Lieblingsszene im Stück?
In diesem Musical eine Lieblingsszene herauszufinden ist schwer. Es gibt die ganz großen Ensembleszenen, teilweise mit Schneegestöber und einem Hund, der sprechen kann – da hat sich Carolin Spieß wirklich sehr, sehr viel ausgedacht. Ich selber kann nicht tanzen, finde aber auch die Tanzszenen sehr beeindruckend. In dem Sinne: Lieblingsszene nein, aber Lieblingsmusical ganz bestimmt!
Was wird bei euch an Weihnachten gesungen?
In unserer Familie wird es am Heiligen Abend immer sehr traditionell. Wir singen vor dem Tannenbaum Hand in Hand „O du Fröhliche!“, manchmal auch „Alle Jahre wieder“. Und dann sind die Kinder sehr ungeduldig, dann geht es an die Geschenke – inzwischen sind es ja auch die Enkelkinder. Und ich lege eine Schallplatte auf vom NDR-Kinderchor unter der Leitung von Erich Bender und dann läuten die Glocken des Hamburger Michel. Und das geht mir jedes Mal wieder sehr zu Herzen.
Und was wünscht du dir ganz persönlich zu Weihnachten?
Ich werde nächstes Jahr 77. Ich greife mal voraus und wünsche mir wirklich sehr – und das ist Wunschzettel Nummer eins – gesund zu bleiben, denn in diesem Lebensabschnitt mussten wir uns leider schon von manchen Menschen verabschieden, die uns sehr lieb waren. Wir möchten gesund bleiben, wir möchten eine Familie bleiben, die nach vorn blickt, die optimistisch ist, auch wenn es teilweise etwas schwer geworden ist, optimistisch zu sein. Aber wir sind es den Kindern und den Enkelkindern schuldig, Optimisten zu bleiben. Das wünsche ich mir, dass ich das kann und die anderen an der Hand spüre.
Das Interview führte Sybille Kammerhoff 2023 im Schmidts Tivoli. Hier geht's zu den nächsten Terminen in eurer Nähe.

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