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"Wir brauchen Lösungen!"
Seit Wochen formuliert der Landeselternbeirat der Kindertagesstätten Nordrhein-Westfalens (LEB) seine Stellungnahmen zur Corona-Krise und dem Betretungsverbot in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und richtet sie an das Familienministerium und die landespolitischen Sprecher. NRWs Familienminister Dr. Joachim Stamp hat sich sechs Wochen nach Beginn der Krise, am Freitag, den 23. April, eine Stunde Zeit für ein ausführliches Telefonat mit dem Beiratsvorstand der Eltern genommen, wie Daniela Heimann vom Vorstand des LEB berichtet.
Während der LEB ausdrücklich alle Maßnahmen unterstützt, die die Verbreitung des Corona-Virus verlangsamen sollen und die Entscheidung begrüßt, im Monat April keine Elternbeiträge für Kita und Tagespflege zu erheben, fordert er aber auch, die Verpflegungspauschalen flächendeckend in NRW auszusetzen und für die Zeit seit dem Erlass des Betretungsverbots schon geleistete Beiträge zurückzuerstatten.
Allerdings sind für die Elternvertreter auch weitere Punkte von großer Wichtigkeit und müssen dringend Beachtung finden: Zum einen kritisiert der LEB den Flickenteppich der unterschiedlichen Herangehensweisen der zuständigen Jugendämter bei der Aussetzung und Erstattung von Beiträgen und Kostenpauschalen. „Einige Kommunen verzichteten bereits komplett oder in Teilen auf Beiträge und Gebühren, während andere weiterhin an der Erhebung in voller Höhe festhielten. Die Entwicklung solcher potenziellen Flickenteppiche ist nicht vermittelbar und muss unterbunden werden“, so Cara Graafen aus dem LEB-Vorstand. Insbesondere alleinerziehende Mütter und Väter, die in der momentanen Situation auf familiäre Unterstützung bei der Kinderbetreuung angewiesen wären, können ihrer regulären Erwerbstätigkeit nicht nachgehen und sind dringend auf finanzielle Entlastungen angewiesen.
Weil insbesondere die Arbeit im Homeoffice nur für einen Teil von Berufen geeignet und bei gleichzeitiger Kinderbetreuung oft gar nicht realisierbar ist, muss laut LEB die ungeplante Schließzeit der Kinderbetreuung während des Betretungsverbots ausgeglichen werden, beispielsweise über verkürzte Schließzeiten in den Sommerferien, um ein Mindestmaß an Kontinuität in der Betreuung zu gewährleisten. Denn es wäre abzusehen, dass Eltern ihren Jahresurlaub oder andere Ausgleichkontingente bis dahin ausgeschöpft haben und die Betreuung der Kinder in den großen Ferien kaum dauerhaft übernehmen könnten.
Zudem sieht der LEB die Gefährdung des Kindeswohls als eines der Hauptprobleme: Die Reduzierung sozialer Kontakte, Existenzängste und finanzielle Sorgen trügen dazu bei, dass Gewalt in Familien zunehmen kann. Der LEB fordert daher von der Landesregierung, zügig Vorgaben zu erarbeiten, um gemeinsam mit den örtlichen Jugendämtern potenziell gefährdete Kinder geregelt zu betreuen und dadurch zu schützen.
Bedenklich erachtet der LEB auch die Situation bei Kindern mit Behinderung und Förderbedarf. Aufgrund der fehlenden Betreuung, insbesondere in heilpädagogischen Einrichtungen. Daher fordert der LEB die Politik auf, Lösungen zu verabschieden und zügig auf den Weg zu bringen, die die Kontinuität der Therapieleistungen sicherstellen.
Gerade für die Kinder, welche im ersten Betreuungsjahr sind und die Eingewöhnungszeit erfolgreich hinter sich gebracht haben, kann die momentane Phase der Trennung von ihren Erzieherïnnen und dem Freundeskreis einen erheblichen Rückschritt bedeuten. Der LEB macht daher den Vorschlag, dass die Pädagongïnnen virtuelle Morgenkreise oder Video-Botschaften an die Kinder senden.
Als wichtiges Bindeglied zwischen Elternschaft und Landesregierung sowie örtlichen Jugendämtern kommuniziert der LEB laufend weiter mit der Landesregierung. Im eingangs erwähnten Telefonat verwies Dr. Stamp zum einen auf die von der Regierung eingerichtete Bund-Länder-Arbeitsgruppe Kita, die an einem Konzept zur Wiederaufnahme des Kitabetriebes unter Berücksichtigung des geringen Infektionsrisikos von Kindern arbeitet, zum anderen nahm er den Vorschlag des LEBs auf, Kitas wenigstens für einige Stunden oder Tage in der Woche wieder zu öffnen, wohlwollend auf. Über die Forderungen wird nun beraten, die Ergebnisse sollen schnellstmöglich vorliegen – dann berichten wir weiter.