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Weihnachtslieder gehören zu Weihnachten wie Schnee zum Winter. Aber ganz ehrlich: wer singt sie noch selbst? In Zeiten von unzähligen Medienformaten wie Fernsehen, Radio, Internet oder CD ist der Zugriff auf Weihnachtslieder aller Art und so ziemlich in allen Versionen denkbar einfach. Jedoch in erster Linie nur für den Konsum. Das eigene Singen der Lieder rückt zunehmend in den Hintergrund – könnte man meinen. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht merken mag, es gibt eine gewisse Rückbesinnung auf die weihnachtliche Tradition des gemeinschaftlichen Singens.
Die Geschichte des Weihnachtsliedes geht mindestens bis in das 14. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammen kirchliche Lieder, die vorwiegend zur Advents- und Weihnachtszeit gesungen wurden. Der Gesang war damals selbstverständlich die einzige Möglichkeit, um in den Genuss von Liedern zu kommen – entweder selbst gesungen oder durch Zuhören. Das christliche Brauchtum gab jedenfalls Liedern und damit dem Gesang schon sehr früh eine höchst gemeinschaftliche Note. Der Gesang in der Gruppe war erhebend sowie inspirierend und beflügelte bestenfalls die Menschen im Glauben.
Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die Tradition des Weihnachtssingens deutlich. Spätestens mit Aufkommen des Bürgertums im 18. Jahrhundert fanden Lieder und Gesang zu Weihnachten den Weg in die heimische Stube. Das Weihnachtsfest begann, sich zu der familiären Feier zu entwickeln, wie man sie heutzutage kennt. Es entstanden sogar Lieder, die zunächst für den kleinen Kreis gedacht waren, aber letztlich sogar in die Kirchen gelangten.
Die Entfernung aus dem religiösen Umfeld sorgte allerdings auch für die Entstehung rein bürgerlicher Weihnachtslieder, die gänzlich auf religiöse Motive verzichteten. Weitere Symbole für Weihnachtlichkeit begannen sich auszubilden und im Liedgut zu etablieren: etwa der Weihnachtsbaum wie im bekannten „O Tannenbaum“ oder Winter und Schnee in „Leise rieselt der Schnee“. Diese Entwicklungen waren keineswegs nur auf Deutschland beschränkt und es verwundert kaum, dass die allgemeine Freude an Weihnachten zu einem regen internationalen Austausch von Bräuchen und Liedern führten. Es waren vor allem englischsprachige Lieder, die es hierzulande zu einiger Bekanntheit brachten. Manchmal importierte man einfach nur die Melodie. Im Falle von „O du fröhliche“ bediente man sich einer vorhandenen italienischen Melodie und belegte diese mit einem deutschen Text.
Im 20. Jahrhundert begann schließlich die kommerzielle Verwendung von Weihnachtsliedern mit unzähligen Neuinterpretationen traditioneller Stücke, aber ebenso auch mit Neukompositionen, die den neuen Medien besser entsprachen. Einige haben tatsächlich auch den Weg in das populäre Liedgut zu Weihnachten gefunden und kann man getrost zu den modernen Weihnachtsklassikern zählen. Am bekanntesten dürfte wohl „Last Christmas“ der britischen Musikgruppe Wham! sein.
Zunehmend sehnen sich Menschen wieder danach, selbst zu singen und nicht lediglich zuzuhören. Wenn die Familie allerdings nicht ganz mitzieht, lassen sich auch zum Beispiel im Internet zahlreiche Möglichkeiten aufstöbern.
Darüber hinaus veranstalten zahlreiche Gemeinden, Gruppierungen und Institutionen „Weihnachtsliedersingen“, zu dem man sich unkompliziert hinzugesellen kann. „back to the roots” und als durchaus urtümlich kann man das öffentliche Singen mit wildfremden Menschen bezeichnen. Das wurde zum Beispiel in der oberbayrischen Stadt Miesbach möglich gemacht. Es brauchte nur einen Weihnachtsbaum, ausreichend Notenhefte, musikalische Begleitung – und mutige Sänger. Nach anfänglicher Zurückhaltung fanden immer mehr Menschen zusammen und ließen auf dem Rathausplatz zahlreiche Weihnachtslieder erklingen. Aber keine Sorge, wem das Singen - noch dazu öffentlich – nicht so sehr liegt, wird auch mit einer stimmungsvollen CD ein wunderbares Fest haben!
Hier gibt es kostenlos Weihnachtslieder mit Texten, Noten, Melodien und als MP3 zum Mitsingen.