
Pfefferkörner
Die Pfefferkörner ist eine Krimi-Serie für Kinder, die seit dem Jahr 2000 im NDR, auf KIKA und bei der ARD ausgestrahlt wird. Bei dem Nachwuchs-Filmpreis in Hamburg habe ich eine der Erfinderinnen der Pfefferkörner kennengelernt, die so nett war, mir ein bisschen was über die Serie zu erzählen.
Ein Interview mit Anja Jabs
Anja Jabs aus Hamburg arbeitet seit 13 Jahren für die Pfefferkörner. Sie hat sie mit entwickelt, produziert und schreibt jetzt Drehbücher für die Serie.
Du bist also von Anfang an bei den Pfefferkörnern dabei?
Ja, genau. Man darf mich eine der Mütter der Pfefferkörner nennen. Am Anfang als Producerin und jetzt seit 6 Jahren als Autorin.
Hast du selber als Kind auch viele Bücher, wie Fünf Freunde oder andere Detektivgeschichten gelesen?
Die Fünf Freunde habe ich sehr gerne gelesen, die Abenteuerreihe, Insel der Abenteuer, Burg der Abenteuer und so weiter (A.d.R.: ebenfalls Enid Blyton), Perry Clifton und natürlich Die drei Fragezeichen, das waren so unsere Sachen. Aber natürlich auch Hanni und Nanni. Das spielt ja bei den Pfefferkörnern auch eine große Rolle, die Welt der Kinder an sich, die Freundschaftsgeschichten, die Liebesgeschichten, genauso wie das auch bei Hanni und Nanni war, nur dann eben die Krimi-Ebene dazu.
Es war also von vornherein als Kinderkrimi angelegt, und auch mit diesen verschiedenen Charakteren und dieser Gruppe von Kindern?
Am Anfang stand vielleicht sogar ein bisschen mehr das Abenteuer im Vordergrund, aber wir sind dann sehr schnell während der Entwicklung dahinter gekommen, das es eigentlich sehr spannend ist, wirklich Krimigeschichten rund um den Hamburger Hafen zu erzählen. Das ist ein Genre, was uns allen so vertraut ist, was auch im Erwachsenen-Fernsehen so geliebt wird, dass wir auch für Kinder eine richtig feste Krimiserie machen wollten.
Was glaubst du, ist die wichtigste Voraussetzung, um für Kinder schreiben zu können?
Ganz klar, dass man selber ein Stück weit ein Kind geblieben ist.
Hast du eine Lieblingsfolge? Sei es eine von deinen eigenen oder auch allgemein?
Ja die gibt es. Also eine von denen die ich selber geschrieben habe, heißt „Der Junge ohne Namen“, die einfach sehr anrührend ist. (A.d.R.: Folge 80 - Marie entdeckt im Hafen einen Jungen der anscheinend ausgeraubt wurde und sich an nichts erinnern kann- nicht mal an seinen eigenen Namen...)
Gibt es einen Lieblingscharakter von dir? Also sei es jetzt von den geschrieben Charakteren als auch von den Schauspielern?
Nein, das tatsächlich nicht. Ich finde, das Spannende ist eigentlich, dass sich immer wieder Neues ergibt, durch die vielen Generationen von Pfefferkörnern und damit den Konstellationen, die sich immer wieder daraus ergeben, sowohl in den persönlichen Geschichten, als auch in den Krimis. Und so liebe ich eigentlich immer das Neue.
Schreibt ihr denn erst den Charakter und sucht danach die Kinder aus oder lasst ihr die Kinder die Charaktere mit beeinflussen?
Zuerst wird der Charakter entwickelt und geschrieben und dann kommt das Casting. In dem Casting bringen natürlich die Kinder sich selber mit und wenn wir feststellen, dass da ein Kind ein ganz tolles Hobby hat, also ganz toll trommeln oder tanzen kann, dann wären wir ja dumm, wenn wir das nicht irgendwo mal mit in eine Geschichte einbauen können. Und man versucht auch, die Geschichten immer ein bisschen an das, was die Schauspieler anzubieten haben, anzupassen. Es hilft einem ja wenig, wenn sich so ein junger Mensch vor der Kamera ganz und gar verbiegen und verdrehen muss.
Habt ihr noch Kontakt zu den alten Darstellern?
Immer mal wieder. Vor einigen Jahren, auf dem Hamburger Filmfest, wurde die hundertste Folge Pfefferkörner gezeigt. Da haben wir dann versucht so viele zusammenzutrommeln, wie wir gefunden haben. Das war schon sehr schön.
Vor allem auch zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Die Meisten haben Abitur gemacht oder sind auf dem Weg dahin. Das macht mich dann richtig ein bisschen Stolz. Immerhin haben die zwei Jahre die Pfefferkörner gespielt und Schule und alles musste ja nebenher laufen und trotzdem sind es so tolle junge Menschen geworden.
Und nicht abgestürzt, wie sämtliche Hollywood-Kinderstars....
Ja, ein bisschen in die Richtung schon. Und auch was für tolle Familien wir da immer gefunden haben, denn es gehören natürlich auch immer die Eltern dazu, dass die dahinter stehen und die Schulen die das mittragen. Das ist im besten Sinne Teamwork von ganz vielen, denen wir es zu verdanken haben, dass wir über so viele Jahre, eine so schöne und liebevoll gemachte Kinderserie im Fernsehen haben.
Also dreht ihr auch während der Schulzeit?
Am meisten wird in den Ferien gedreht, aber ein paar Wochen auch während der Schulzeit, dann sind die Kinder von der Schule befreit, kriegen von ihren Mitschülern die Hausaufgaben gebracht und schaffen es beides nebeneinander her laufen zu lassen.
Also deshalb – schlechte Schüler, sind bei uns auch nicht am Dreh. Man muss schon gute Noten haben, um beim Fernsehen zu spielen.
Wenn sich ein Kind bewerben möchte, um auch ein Pfefferkorn zu werden - geht das einfach so?
Voraussetzung ist natürlich, dass das Kind aus Hamburg kommt, damit der Weg auf Dauer nicht all zu weit ist. Im Normalfall kommt der Aufruf zum Casting in der Zeitung. Auf der Internetseite von Studio Hamburg gibt es dann auch einen Bewerbungsbogen. Dazu sollte man ein paar Fotos legen, die vielleicht auch zeigen, wie besonders man ist. Und dann muss es natürlich auch zu der Rolle passen. Wenn man dann Glück hat, wird man zum Casting eingeladen.
Wird es nicht irgendwann langweilig? Und hast du manchmal Angst, dass dir nichts mehr Neues einfällt?
Nein, mir wird das nicht langweilig. Gerade, weil ja auch immer neue Figuren erfunden werden. Ich kenne die Sorge von mir und meinen Kollegen (A.d.R. Insgesamt schreiben fünf Autoren an der Serie) durchaus, ob uns wieder etwas Neues einfällt. Aber am Ende sind wir immer ganz erstaunt, was uns alles eingefallen ist.
Wir hoffen, dass wir noch lange weiter schreiben können und vor allem, dass die Kinder uns noch lange sehen wollen.
Interview: Corinna Gerhards